Viele Fördergelder
und eine lange Historie
„Ein Heimatmuseum hat in Bad Reichenhall eine lange Geschichte,“ führt der habilitierte Landeshistoriker Dr. Johannes Lang aus, wenn auch mit zahlreichen Unterbrechungen. „Erste Anfänge gab es um 1790, und im 19. Jahrhundert war die Idee eines historischen Kabinetts für Kurgäste aktuell. Es fand dann als weithin anerkanntes Museum um die Jahrhundertwende eine Blütezeit mit Josef Maurer, dem ersten Museumskurator des Städtischen Heimatmuseums in Bad Reichenhall. In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Museum einen allmählichen Verfall.“ Stadtarchivar Dr. Johannes Lang erinnerte auch an Fritz Hofmann, der 1965 den „Verein für Heimatkunde Bad Reichenhall und Umgebung e. V.“ gründete und in den Folgejahren das Amt des Museumskustos des Städtischen Heimatmuseums ausübte, das 1967 vom Alten Rathaus in den „Getreidekasten“ umzog und hier endlich eine Heimat fand.

„Es war ein Museum fast zum Nulltarif“, infomierte Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner bei der Eröffnung, denn investiert habe die Stadt kaum etwas. Die Folge war dann auch der bauliche Verfall des aus dem 16. Jahrhundert stammenden „Getreidekastens“. „Ich erinnere mich noch gut daran, als ich 2003 mit dem Museumskustor Robert Kern mit Eimern und Kinderplanschbecken gegen die vom Dach eindringende Nässe im Museum kämpfte,“ erzählte der Stadtarchivar.
Zum Nulltarif gibt es das neue ReichenhallMuseum nicht. Das Gebäude wurde für rund fünf Millionen generalsaniert, mit einer Förderung von drei Millionen Euro. Für das Museumskonzept und den Innenausbau beliefen sich die Investitionen auf 1,3 Milionen, 835.000 Euro davon gefördert. Entsprechend ausführlich bedankte sich Dr. Herbert Lackner darum auch bei den Förderern der Maßnahme.
Ein lange Geschichte schreibt dann auch Renovierung und das Konzept des neuen Museums, nämlich ganze 15 Jahre. Den Tag der Museumseröffnung bezeichnet der Oberbürgermeister als einen für ihn persönlich ganz besonderen Festtag. „Es war eines der ersten großen Projekte, mit denen ich mich nach meiner Wahl im Jahr 2006 konfrontiert sah.“ Den damaligen Zustand beschreibt Dr. Lackner so: „Die Decken und das Dach waren vom Holzwurm zerfressen, Schimmel in den Wänden griff auch auf die Exponate über. 10.000 Objekte befanden sich damals in einem desolaten Zustand. Es gab kein zeitgemäßes Inventarverzeichnis, ausgestellt war praktisch alles, es gab weder ein Depot, noch gab es Besuchertoiletten.“
Heute präsentiert sich das ReichenhallMuseum modern in dem generalsanierten alten Getreidkasten, der an sich bereits musealen Charakter trägt. „Halten Sie sich bitte vor Augen, dass in den letzten acht Jahren Exponate für 100.000 Euro restauriert wurden und erst jetzt deren Wertigkeit zum Ausdruck kommt“ hebt Lackner die Bedeutung des Geleisteten hervor. Die inhaltliche Trennung vom Heimatmuseum zu einem neutralen ReichenhallMuseum wurde dabei wohl nicht ganz zufällig gewählt. „Es hält die Entwicklung des Ortes fest, verliert dabei aber auch nicht den Blick auf „das große Ganze“. Unser ReichenhallMuseum wird maßgeblich dazu beitragen, dass wir uns noch mehr als bisher mit dem, was uns umgibt, identifizieren können. Nur wer die Dinge versteht, kann sich mit seiner Geschichte und Entwicklung identifizieren. Und unsere Gesellschaft braucht genau dies: Verstehen und Verständnis,“ fasst Dr. Herbert Lackner das Anliegen zusammen.
Die Konzeption und Projektleitung für den Innenausbau lag in den Händen des Bad Reichenhaller Stadtarchivars Dr. Johannes Lang. Es war das Anliegen des Landeshistorikers, die Geschichte Reichenhalls im größeren Kontext und über die Epochen hinweg zu vermitteln. Seinen Dank richtete Dr. Johannes Lang an den Münchner Innenarchitekten Tido Brussig für die fachlich hervorragende Zusammenarbeit, der „dem Haus, trotz moderner Inneneinbauten, seine großzügige Atmosphäre und Ausstrahlung erhalten hat,“ fasst der Oberbürgermeister zusammen. Eine „große Anschubfianzierung für den Innenausbau“, ermöglichte die Zusammenarbeit mit dem Museum für Steinzeit und Gegenwart in Landau an der Isar. Der Oberbürgermeister richtete seinen Dank an die Vertreter der Einrichtung. Georg Baumgartner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der LEADER-Förderung für das ReichenhallMuseum hervor. „In den Genuss dieser Förderung kam das Museum durch den Einsatz der lokalen Komission unter dem Vorsitz von Landrat Georg Grabner. Die Kooperation mit dem Museum in Landau eröffnete die Perspektive der Höchstförderung von 60 Prozent, was für das ReichenhallMuseum ein Fördersumme von 387.000 Euro bedeutet.“
Das ReichenhallMuseum kann im November bei freiem Eintritt von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr besucht werden.
Gefördert haben:
- Regierung von Oberbayern, Zuwendung für städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen im Konjunkturpaket II
- Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit aus dem so genannten Entschädigungsfonds
- Stiftungen: Bayerische Landesstiftung, Bezirk Oberbayern und Berchtesgadener Landesstiftung
- Europäische Union mit einer Leader-Förderung
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen
- Verein für Heimatkunde Bad Reichenhall und Umgebung e.V.