Viele Ideen für den Nahverkehrsplan des Landkreises

Das Nahverkehrskonzept des Landkreises (wir berichteten) bewegte den Kreistag auf seiner jüngsten Sitzung. Groß ist der Bedarf etwa nach Barrierefreiheit, besseren Anbindungen und einer höheren Taktfrequenz des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV). Über allem aber steht die Finanzierbarkeit und eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen, für die sich die Kreisräte aussprachen. „Es ist eine große Herausforderungen auf die wir mit Mut und Augenmaß reagieren müssen“, hob Landrat Georg Grabner hervor. Er bekräftigte erneut die Notwendigkeit eines Verkehrsverbundes mit Traunstein, aber auch mit Salzburg. „Die Landeshauptstadt besitzt auch innerhalb Österreichs einen hohen Stellenwert. Eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit besteht von beiden Seiten, das Interesse ist groß,“ bekannte er.

CSU-Landratskandidat Bernhard Kern wertete die ausgearbeitete Leitlinie zum ÖPNV als gute Grundlage. Auch die Bürgerbeteiligung im Vorfeld an der Online-Umfrage sei sehr positiv gewesen. Orientieren solle man sich nicht an den Grenz- und Zielwerten, die ein Mindestmaß vorgeben, sondern an den Richtwerten. In Zeiten der Zunahme des Individualverkehrs im Landkreis gewinnt der ÖPNV an Bedeutung und natürlich auch hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit. „Die Attraktivität müsse weiter gesteigert werden und für die Euregio sollte ein Verbund mit Salzburg ein angestrebtes Ziel sein.“

Ebenso sieht SPD-Kreisrat Hans Metzenleitner die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes als positiv für die Zukunft. „Der ÖPNV entwickelte sich von einem Kann-Thema zu einem Muss-Thema“, gibt er zu bedenken und nannte als zentrale Themen den Klimaschutz, die Verkehrswende und den Lärmschutz. “Den Individualverkehr müssen wir vermeiden wo es geht, der ÖPNV aber muss bezahlbar bleiben.“ Die Städte und Gemeinden sieht er bei der Barrierefreiheit in der Plficht, „besonders wenn wir an eine älter werdende Gesellschaft denken.“ Der Erfolg hänge von einem Verbund mit Traunstein und Salzburg, das Oberzentrum der Region, ab. „Salzburg muss mit eingebunden sein.“ Im Zweifelsfall bevorzugt er für das Berchtesgadener Land einen kompakten, gut getakten und schnellen Verbund, als den allerletzen Weiler noch optimal anzuschließen.

Edwin Hertlein von Bündnis 90 / Die Grünen fordert einen umfassenderen Blick ein. „Wir müssen bei der Verkehrsvermeidung mitdenken. Handelszentren auf der grünen Wiese verstärken den Verkehr. Wir müssen die Innenstädte fördern, auch wenn es was kostet. Ein aktiver Klimaschutz ist langfristig teurer. Wenn der Planet in 30 jahren noch lebenswert sein soll, müssen wir was tun.“ Hertlein mahnte mehr Investitionen an. „Die Schweiz gibt fünfmal so viel pro Kopf für den öffentlichen Verkehr aus, Österreich doppelt so viel als Deutschland.

Kreisrat Michael Koller (FWG) bemängelt die lange Zeit der Verbindungen. „Mit den Zug von Berchtesgaden nach Freilassing brauche ich immer noch die doppelte Zeit und das doppelte Geld. Das ist nich attraktiv und ein Hauptgrund der niedrigen Akzeptanz in der Bevölkerung für den Öffentlichen Verkehr. Visionen helfen nicht weiter. Die Verbindung muss schnell und bezahlbar sein.“

Für Dr. Bartl Wimmer von Bündnis 90 / Die Grünen macht das Konzept nur in Verbindung mit Salzburg Sinn. „Erst dann wird es wirksam und funktionell, selbst wenn es nicht leicht zu verwirklichen ist.“ Als Chance sieht er die Digitalisierung des ÖPNV, denn sie erlaube eine flexiblere Gestaltung und Anpassung der Fahrzeiten. Insgesamt dürfe das Angebot nicht „so starr sein. Etwa bei der Mitnahme von Rädern oder in Stoßzeiten, wenn die Busse übervoll sind.“ Dr. Bartl Wimmer verwies im Vorgriff ebenso auf das autonome Fahren als zukunftsweisend.

Landrat Georg Grabner schränkte ein und erinnerte an winterliche Schneetage mit schlechten Straßenverhältnissen. Grenzen der Digitalisierung würden aktuell durch vertraglich verpflichtete Unternehmen gesetzt, die ganz einfach die Technik in den Bussen nicht umsetzen könnten. Viele der Verträge laufen bis 2028 informiert er. Möglichkeiten der Digitalisierung böten sich schon früher bei RVO und der Bahn an.

Franz Eder ( Bündnis 90 / Die Grünen) appelliert für eine bessere Einbindung der BLB (Berchtesgadener Landbahn) in die Überlegungen und Entscheidungsprozesse. „Wenn die Bahn wirklich das Rückrat des ÖPNV ist, dann sollten wir sie besser mit einbeziehen. Dringend nötig sind weitere Haltepunkte.“ Die Salzburger Lokalbahn etwa zähle zwischen Salzburg und Oberndorf ganze 13 Haltestellen. Georg Grabner räumt ein, dass weitere Stationen längst beantragt sind, sich die Umsetzung aber als extrem schwierig gestalte.

 

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