Es könnte das letzte Jahrespressegespräch von Brigadegeneral Jared Sembritzki in Bad Reichenhall bei der Gebirgsjägerbrigade 23 gewesen sein, denn „unsere Stehzeit hält in der Regel drei Jahre, bevor die Karrierereise weitergeht“, erzählt er freimütig. Und der General blickt optimistisch auf das Erreichte für seine Truppe. Seine drei Gebirgsjägerbataillone sind im Auslandseinsatz, im Gefechtsdienst und mit Sonderaufgaben betraut. Es ist ein routierendes System, um allen Anforderungen gerecht zu werden.
Gebirgsjägerbrigade 23 sorgt
für Stabilität in der Welt
„Innerhalb der Landes- und Bündnisverteidigung müssen wir für realistische Einsätze, also unter Gefechtsbedingungen, bereit sein“, bekräftigt der General und erklärt: „Die letzten 20 Jahre sorgten wir für Stabilität in unruhigen Regionen der Welt. Selbst war ich dreimal in Afghanistan und das war für viele in der Truppe die Zeit ihres Karriere-Anfangs. Das prägt uns, wir sind noch nie in direkter Konfrontation mit einem gleichwertigen Partner gestanden. Doch dafür müssen wir bereit sein.“

Er bekräftigt das Engagement auf internationaler Ebene, etwa bei der militärischen Großübung „Defender 2020“. In wenigen Wochen führen die US-Streitkräfte rund 20.000 Soldaten über Deutschland nach Polen und ins Baltikum. Deutschland wird logistische Drehscheibe bei der von den US-Steitkräften geführten Übung, an der sich insgesamt 19 Staaten beteiligen und auch die Bundeswehr eingebunden ist.
Gefechtsübung Berglöwe mit Salzburg?
Die Gebirgsjägerbrigade 23 agiert im September im Rahmen der freilaufenden Gefechtsübung „Berglöwe“ zwischen Rosenheim un Berchtesgaden. „Wir versuchen darüber hinaus eine Kooperation mit Salzburg zu erreichen, doch der Ausgang ist noch ungewiss“, informiert Jared Sembritzki. „Im abgeschirmten Bereich eines Übungsplatzes kann leicht nach Plan und Handbuch gearbeitet werden, doch unter realen Bedingungen schaut das anders aus, viele unvorhergesehene und manchmal sehr plötzlich auftretende Umstände erfordern Geschick, Flexibilität, Kommunikation und Führungsstärke. Das Interesse und Verständnis in der Bevölkerung für diese Art der offenen Übung ist groß, wie die Erfahrung der letzten zwei Jahre zeigen“, freut sich der General.
Neue Software für die Truppe
Ganz andere Herausforderungen stellt etwa die Gefechtsstandsübung „Schneller Degen“ vom 03. bis 11. Februar 2021 in Wildflecken. Die Brigade 23 tritt gegen eine deutsch-französische Brigade mit je zwei Gefechtsständen auf digitaler Ebene an. Szenarien werden erstellt und Entscheidungsabläufe gegen einen starken Gegner durchdacht, der sich schnell bewegt und ebenso über modernste Technik und Ausstattung verfügt. Zum Einsatz kommt dabei eine neue „Gefechtsstands-Software“ auf Grundlage von SitaWare, das in ein neues Battle Management System (BMS) eingebunden ist.
In der Nato kompatibel sein
Für Brigadegeneral Jared Sembritzki ein wichtiges Instrument der schnellen Kommunikation, wie es von vielen anderen europäischen Ländern bereits benutzt wird und ebenso von den USA. „Nur so ist gemeinsame Kommunikation im Bündnisfall möglich.“ Die besonderen Kenntnisse der Gebirgsjäger seien dabei besonders gefragt, denn die Bedingungen im Gelände unterscheiden sich meist von jenen, die auf Karten oder in Animationen zu sehen sind. Im Gelände werden sich dabei etwa 900 Soldaten bewegen und die Gefechtsstände besetzen.
Mali spitzt sich zu
Seit vielen Jahren ist die Gebirgsjägerbrigade 23 auch in Mali, als Teil der Blauhelmmission der Vereinten Nationen, im Einsatz. Nach Ansicht von Brigadegeneral Jared Sembritzki spitzt sich dort die Situation zu. Die Gewalt unter den ethnischen Gruppen nimmt zu, die Aufgabe der Gebirgsjäger bestehe vor allem in der zivilen Mission, im Lagebericht. „Die Situation wird nicht allein dadurch besser, dass wir da sind“, bekennt der General. „Arabische Islamisten, Nomaden und Sesshafte kämpfen um Macht, Einfluss und Geld. Unser Beitrag dient der Stabilisierung des Staates.“
Ausbildung in der Mongolei
Ganz anders stellt sich ein neues Engagement der Bundeswehr in der Mongolei dar. Ein Besuch hoher Regierungsvertreter aus dem Land, das halb so groß wie Europa ist, bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall, hat den politischen Wunsch geweckt Kräfte im Land entsprechend auszubilden. „Wir arbeiten in Afghanistan mit militärischer Unterstützung aus der Mongolei, so dass Kontakte bestehen und wir diesem Wunsch letzlich nachkommen“, informiert Jared Sembritzki. 25 Offiziere bilden dort etwa 50 Soldaten aus, jeweils für vier bis sechs Wochen zweimal jährlich.
„Die Motivation ist hoch und was an Ausrüstung fehlt, machen die Mongolen an Eifer und gutem Willen wett.“ Zur Ausbildung zählt ebenso das Klettern wie Seiltechniken am Fels. Hilfe bei der militärischen Ausbildung leisten die Gebirgsjäger in Bangladesch, Senegal, Benin und Ägypten, hier vornehmlich in der Grundausbildung über Waffensysteme und Sprengfallen. Selbst auf Zypern sind nun einige Gebirgsjäger stationiert. Sie sind im Rahmen der UN-Mission Unifil eingesetzt und kümmern sich um die Logistik am Hafen. Angedacht war darüber hinaus ein „Wüstentraining“ in Israel, denn „die Truppe der Gebirgsjäger muss unter extremen Wetterbedingungen bestehen können. Ob im Hochgebirge oder in heißen Wüsten“, so der General.
Sich der neuen Zeit stellen
Zum Schluss des Jahresgespräches plauderte Brigadegeneral Jared Sembritzki noch privat über seine neuesten Erfahrungen in den Sozialen Medien, nicht ohne dabei „seine Truppe“ im Blick zu haben, denn der Umfang mit den neuen Medien bei der Bundeswehr sieht er problematisch. „Wir müssen uns auch hier einer neuen Zeit stellen und die Medien besser für uns nutzen.“ Und damit war er bei der Außendarstellung und der Gewinnung von Nachwuchskräften angelangt. Wie es damit aktuell bei der Gebirgsjägerbrigade 23 bestellt ist, berichten wir in unserem nächsten Beitrag.
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