– Im Gespräch mit der Kurdirektorin Gabriella Squarra –

Als die Kur-GmbH Angang März den Ostermarkt im Königlichen Kurhaus von Bad Reichenhall wegen Corona absagte, war der Virus für viele Menschen noch weit weg. Dass nicht nur die Aussteller und rund 3000 Gäste wegbleiben, sondern bald das öffentliche Leben in Bad Reichenhall nahezu stillstehen würde, hätte wohl kaum jemand vorausgesagt.
Für Geschäftsführerin Mag. Gabriella Squarra eine Zensur: „Wir waren schon damals in sehr engen Kontakt mit dem Gesundheitsamt. Der Markt hätte zu viele Menschen auf zu engen Raum mit sich gebracht. Es folgten die Absage der Konzerte der Philharmonie und in Folge aller Veranstaltungen der Kur-GmbH für die nächsten zwei Monate.“ Zuletzt folgte die Schließung der Rupertustherme vor einer Woche und aktuell die Schließung des Stellplatzes für Wohnmobile. Der Urlaub ist abgesagt, Urlaubsverbot.

Kein Job für Minijobber
und 90 Mitarbeiter in Kurzarbeit
Dennoch läuft der Betrieb bei der Kur GmbH mit 216 Mitarbeitern, davon 80 ‚Minijobber‘, weiter. Allein 90 Mitarbeiter entfallen auf die Therme, die jetzt in Kurzarbeit beschäftigt sind. Zur Kur-GmbH zählen die Kurgärtnerei, der Betriebshof, das Gebäudemanagement und auch die Rupertustherme. „Wir haben die Maßnahmen mit allen Beschäftigten, dem Betriebsrat und der Gesellschafterversammlung eng abgestimmt und beschlossen,“ informiert Squarra. Ansonsten versucht man aus der Not eine Tugend zu machen. Überstunden und Urlaube werden abgebaut und anstehende Arbeiten an den Gebäuden vorgenommen, soweit es möglich ist.

Kurhaus, Konzertrotunde, Kurgastzentrum
„Nicht alles können wir vorziehen. Teilweise müssen wir erst Ausschreibungen vornehmen und nicht immer sind kurzfristig Handwerksbetriebe verfügbar“, schränkt Gabriella Squarra ein. So führt die Therme bereits jetzt die Revisionsarbeiten durch, die eigentlich erst in ein paar Monaten auf dem Plan standen. „Vieles muss organisiert und umdisponiert werden, wir tun was wir können.“ Die Konzertrotunde etwa ist gewöhnlich im Dauerbetrieb, ebenso das Kurgastzentrum. Jetzt sind die Gebäude fast menschenleer, ideale Bedingungen für Renovierungsarbeiten. Verzichten müssen wir alle auf die schönen Konzerte der Bad Reichenhaller Philharmonie.

Investitionen in den Brandschutz
und in Sicherheitskonzepte
Ein weiterer großer Bereich sind fällige Brandschutzmaßnahmen, das Sicherheitskonzept und die Schulung von Mitarbeitern. „Hinter den Kulissen leisten wir viel für eine erfolgreiche Begleitung von Veranstaltungen. Es reicht vom Arbeitsschutz bis zum Brandschutz, von der Veranstaltungstechnik bis zum Gebäudemanagement und hin zu umfassenden Dokumentationen und deren Bestätigungen.“ So durchlaufen die Mitarbeiter vom Service-Center Veranstaltungen jetzt ein Coaching mit einem externen Trainer, um Schwachstellen zu beheben. Die Wochen der Coronakrise werden genutzt. Eine Qualitätsoffensive für anspruchsvolle Veranstaltungen im Test- und Rollenspiel. „Sicherheiten sollen geschaffen und Eigenverantwortung gestärkt werden“, hebt Squarra hervor.

Verträge mit 70 Dienstleistern, geringfügig Beschäftigten und freien Mitarbeitern sind aktuell ausgesetzt. Bei den Festangestellten arbeiten einige wenige im Homeoffice. In den Büros rückt man auseinander, es wird auf Abstand geachtet, die Büros teilweise nur mit einer Kraft besetzt. Kurgärtnerei, Betriebshof, Gebäudemanagement und Therme arbeiten über die Abteilungen hinweg im flexiblen Personaleinsatz. „Wenn die Saison wieder anläuft, die Gäste und Urlauber wieder anreisen, dann haben wir die Zeit während der Coronakrise bis dahin gut genutzt.“
Squarra: „Die Ministerien handeln entschlossen“

„Betriebshof und Gärtnerei haben aktuell Hochkonjunktur. Im beginnenden Frühjahr bereiten wir den Sommer vor und auch in der Therme gilt es, die Außenanlagen zu pflegen. Überhaupt, „es macht keinen Sinn, den Sommer schon jetzt abzusagen. Wir wollen bereit sein, wenn die Saison und das Geschäft wieder anläuft.“
Kurdirektorin Gabriella Squarra beurteilt das entschlossene Handeln von staatlicher Seite positiv. „Ich habe den Eindruck, das System funktioniert, von oben nach unten und ist durchlässig, so dass Hilfe auch ankommt. Das gute Zusammenwirken der Ministerien untereinander hilft pragmatisch schnell und lässt mich für die Zukunft hoffen.“ Bad Reichenhall habe dabei gute Chancen, sich als ein Ort der Gesundheit und Revitalisierung zu positionieren.