175 Jahre Badekurort Reichenhall mit Symbolcharakter

1844 nahm die damals völlig neu erbaute Alte Saline ihren Betrieb auf. Die Anlage bildet zudem den Kern des Ensembles Alte Saline, der Ensembleschutz umfasst neben der Alten Saline auch die Salinenstraße, den Beamtenstock, den Oberen und Unteren Lindenplatz sowie den Feuerwachturm auf dem Gruttenstein.

Die Stadt will nun auf ein 175-jähriges Jubiläum als Badekurort zurückblicken und macht dies an der Öffnung der „Sole- und Molkekuranstalt Achselmannstein“ im Jahre 1846 fest. Der Salinenarzt Dr. Osterhammer verabreichte aber bereits 1822 in Bad Kirchberg mit Sole vermischte Bäder. Man könnte also ebenso nächstes Jahr ein 200-jähriges Jubiläum der Solebäder in Bad Reichenhall feiern. 1846 aber schien den Verantwortlichen wohl passender, da 12 Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand die Stadt erneuert wurde, im Zentrum die Anlagen der Alten Saline, die unter König Ludwig I. einen großen Förderer fanden. Das Stadtbild wandelte sich, mehr und mehr verschwand die alte Salinenstadt. 

Die Kuranstalten von Bad Reichenhall sind längst Geschichte. Sie standen in Besonderer Weise für die Tradition der Kur in der alten Badestadt.

Vielleicht aber steht das ehemalige Grandhotel Axelmannstein ja symbolisch wirklich für eine über 175-jährige Badetradition in Reichenhall, den Titel Bad erhielt die Stadt erst 1890. Das einst so stolze Anwesen, die viel beschworene Wiege des Staatsbades, ist heute baufällig und bröckelt vor sich hin. Der Glanz der alten Tage ist längst vergangen und eine Modernisierung wird seit Jahrzehnten immer weiter hinausgezogen. Ob sie jemals kommt, dürfte in Zeiten, in denen die Regierungen dieser Welt Hotellerie und Tourismus gewaltsam zum Erliegen bringen, fraglich sein.

Bad Reichenhall:
Aufbruch oder Niedergang?

Gewaltsam zum Erliegen kam das blühende Staatsbad bereits während zweier Weltkriege und der großen Welt-Wirtschaftskrise, erinnert der Reichenhaller Stadtarchivar Dr. Johannes Lang. Die von ihm beschworene Aufbruchstimmung ließ dann bis in die 60er-Jahre auf sich warten und hielt dreißig Jahre lang. Dann kam das jähe Ende durch die Gesundheitsreform unter dem heutigen CSU-Innenminister Horst Seehofer und mit ihnen ein Ende der Offenen Badekur. In der Folge schlossen ein Dutzend privater Pensionen und die Zahl der Übernachtungen erreichte Nachkriegsniveau, sie sank von 1,6 Millionen auf unter 800.000. Einst so stolze Kuranstalten, wie etwa das Victoriabad oder das Staatlich Städtische Kurmittelhaus – insgesamt gab es ein halbes Dutzend – sind alle verschwunden. Besonders sie standen für die lange Tradition der Kur in Bad Reichenhall. Ein Niedergang, der sich bis zur Jahrtausendwende hinzog und nur sehr langsam erholte sich die Badestadt von diesem Schlag, suchte neue Wege der Vermarktung und neue Zielgruppen zu gewinnen.

Bad Reichenhall:
Eigenvermarktung scheiterte

2005 dann erfolgte unter der Leitung von Gabriele Deml, zuvor 9 Jahre lang Geschäftsführerin des Kur- und Verkehrsvereins in Bad Reichenhall, die Gründung der BGL-Tourismus GmbH, die fortan den gesamten Landkreis vermarkten sollte. Bad Reichenhall verzichtete damit auf die Eigenvermarktung, man könnte auch den Schluss ziehen, dass sie damit gescheitert ist und sich der gewünschte Erfolg nicht einstellte. Heute, 15 Jahre später zerbricht auch diese Organisation. Wobei Bad Reichenhall, wohl im Geld zu sparen, mit Dr. Brigitte Schlögl, die Leiterin der Tourismusorganisation, gleich mit dem Stadtmarketing beauftragte. Ob Stadtmarketing oder touristische Vermarktung, für die Stadtoberen scheint es da kaum Unterschiede zu geben, nach dem Motto, wer schon vor der Haustür des Nachbarn kehrt, der kann ja das eigene Haus gleich mitbestellen.

Wer soll jetzt Millionen investieren?

Und jetzt, wo seit vier Monaten und auf unabsehbare Zeit die Hotels und die gesamte touristische Infrastruktur zwangsweise geschlossen wurden, wie etwa die Rupertustherme oder die Predigtstuhlbahn, hofft man auf neue Projekte. Zudem warnen politische Stimmen bereits vor einem neuen Lockdown im Herbst und vor weiteren schrecklichen Corona-Mutationen, die das Volk in Angst und Schrecken versetzen sollen. Wer möchte da noch Millionen investieren? Ja, Bad Reichenhall hat sich wahrlich ein gutes Symbol für seine 175-jährige Badetradition ausgesucht. Ein altes Hotel, dem die Kraft und Innovation zur Modernisierung fehlt. Wer mag es ihm verdenken, in Zeiten wie diesen.

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