Weitere Investitionen in die Eisarena am Königssee

Unbestritten ist die wirtschaftliche und sportliche Bedeutung der Lotto Bayern Eisarena am Königssee. Eine Bahn mit besonderen Ansprüchen die internationalen Ansprüchen genügen muss. „Das aber wird zunehmend schwieriger, denn es fehlt eine durchgehende Überdachung. Sonne, Wind und Wetter setzen der Bahn zu und darunter leiden Trainings- und Wettkampfveranstaltungen“, beklagt Thomas Schwab, Vorstand des Sport- und Schlittenverbandes Deutschland. Die Bahn soll darum eine neue Überdachung mit Beleuchtung, Beschallungs- und Videoanlage erhalten. Ob die Maßnahmen aber in den nächsten Jahren erfolgen können, darüber beschließt der Kreistag. Für den Landkreis bedeutet eine Gesamtinvestition von 4,6 Millionen Euro ein Aufwand von 920.000 Euro.

Der Kreisausschuss beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Anliegen. Im Sachvortrag wurden die Vorzüge einer Vollüberdachung herausgearbeitet, die insgesamt zu einer Verbesserung im Hochgeschwindigkeitsbereich führe und mehr Sicherheit für die Sportlerinnen und Sportler bedeute. Eine Vollüberdachung war bei der Sanierung und dem Ausbau der Eisarena bereits in den Jahren 2010 und 2011 angedacht, wurde aber zurückgestellt. Auch bei den Modernisierungen der letzten Jahre für 30 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket I und II habe man aus Kostengründen und Termindruck verzichtet.

„Die letzten Jahre aber haben gezeigt, dass der fehlende Wetterschutz bei den sich über die Jahre veränderten Wetterbedingungen zwingend erforderlich ist. Die Erfahrungen anderer Bahnen zeige, dass sich diese Maßnahmen bei standardisierten Trainingsbedingungen zur Optimierung der Eisqualität bewährt haben“, heißt es im Sachvortrag. Darüber hinaus vermindere die Überdachung den Energieaufwand der Kälteanlage und führe zu einer Reduzierung der Lichtemissionen. Der Ausbau umfasst drei Bereiche und die Maßnahmen sollen bis zum Jahr 2024 umgesetzt werden. Bei einem 80-Prozentigen Förderanteil des Bundes und Landes verblieben 920.500 Euro beim Landkreis.

Markus Aschauer, Betriebsleiter der Eisarena Königsse und Thomas Schwab, Vorstandsvorsitzender des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, präsentierten dem Kreisausschuss noch wirtschaftliche und sportliche Eckdaten der Kunsteisbahn. Aus 8.800 Übernachtungen bedeute eine Wertschöpfung von einer Million Euro für die Region allein für die internationalen Wettbewerbe und Trainingswochen. Weitere 678.000 Euro werde bei nationalen Veranstaltungen erzielt und knapp 200.000 Euro aus dem Betrieb des Rennbob-Taxi. Durch zwei Weltcup-Veranstaltungen erfahre die Region eine weltweite Medienpräsenz von über 146 Stunden und erreiche mehr als 103 Millionen Zuschauer. Die Wertschöpfung für Berchtesgaden und die umliegenden Gemeinden beziffert Thomas Schwab mit jährlich 3,3 Millionen Euro.

Bei so vielen Erfolgen fällt es schwer sich gegen eine Fortsetzung der Modernisierung auszusprechen. Kreisrätin Elisabeth Hagenauer (Grüne) verwies auf 30 Millionen Euro an Steuergeldern die bereits in die Bahn geflossen seien. Die Förderung des Spitzensports sei keine kommunale Aufgabe. Bereits der Bauunterhalt koste den Landkreis jedes Jahr 130.000 Euro, „ein schöner Batzen Geld“, kommentiert die Kreisrätin.
Agnes Thannbichler (ÖDP) pflichtete dem vollumfänglich bei. „Noch dazu in diesen schweren Zeiten, in denen Kinder geistig wie körperlich durch die Coronamaßnahmen stark betroffen sind, sollten solche Luxussanierungen, für die der Landkreis immerhin eine Million Euro aufbringen muss, hinten anstehen. Auch für Elisabeth Hagenauer bezeichnete es als „einen schlechter Zeitpunkt, dem Bürger das zu vermitteln. Viele stehen aktuell vor den Scherben ihres Unternehmens und kämpfen um ihre Existenz“, bekräftigt sie. Kreisrat Dr. Bernhard Zimmer (Grüne) schloss sich der Kritik an. „Der Bund müsste 100 Prozent der Kosten übernehmen. Hier böte sich ihm eine gute Gelegenheit die Kommunen zu entlasten. Die Maßnahme ist ein „nice to have“, also als nicht unbedingt notwendig. Dafür als Landkreis eine Million Euro zu investieren halte ich für falsch. Damit begründeten die Grünen geschlossen ihre Ablehnung des Vorhabens. Ebenso lehnte Hans Metzenleitner (SPD) ab. Man müsse sich als Landkreis auf dringende Aufgaben konzentrieren. Nicht umsonst hätte man im Sommer eine Prioritätenliste erarbeitet.

Geschlossen hinter dem Antrag stellten sich CSU und FWG. Für Kreisrat Richard Lenz (FWG) ist die internationale Bekanntheit und Bedeutung der Bahn nicht mit Geld aufzuwiegen. Man habe zudem der Modernisierung, Ausbau und Erweiterung längst zugestimmt und „wer damals „A“ gesagt hat, der muss heute auch „B“ sagen und die Sache zu einem guten Ende bringen.“ Kreisrat Thomas Weber (CSU) betonte die Nähe zur CJD-Eliteschule am Dürreck, die Bedeutung als Olympiastützpunkt, die Nachwuchsarbeit und die räumliche Nähe, denn „die Sportler brauchen nicht weit herumfahren. Sie finden alles hier vor Ort. Wir haben eine bestehende Anlage, müssen nichts Neues bauen und sollten uns auch weiter um Verbesserungen bemühen.“ Ebenso bekräftigte Landrat Bernhard Kern, dass man auf einer internationalen Ebene mit Investitionen Schritt halten müsse, um nicht abgehängt zu werden. Dennoch wolle er ’nach oben hin‘ Druck ausüben, um bei Land und Bund eine noch höhere Kostenbeteiligung zu bewirken. Kreisrat Hans Feil (CSU) könne die aktuellen Einwände gut nachvollziehen, die Lage sei angespannt. Es gelte aber die Anlage in einem guten Zustand zu erhalten und weiter zu verbessern.

Zu guter Letzt meldete sich noch einmal Thomas Schwab zu Wort. Er verwehrte sich gegen die Vorwurf, dass die Maßnahmen lediglich ein „nice to have“ seien. „Eine Überdachung ist zwingend notwendig, denn sonst entsprechen wir nicht mehr den internationalen Standards. Wir fallen dann bei der Vergabe internationaler Wettkämpfe hinten runter und das wäre der Anfang vom Ende der Lotto Bayern Eisarena am Königssee.“

Mit 9 zu 6 Stimmen empfiehlt der Kreisausschuss dem Kreistag den Neubau der Überdachung und Beleuchtung der Kunsteisbahn am Königssee. Die Planungskosten sollen bereits im Haushalt 2021 erfolgen, die baulichen Maßnahmen für 2022 eingeplant werden. „Die Maßnahme soll beim Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat angemeldet werden. Die Verwaltung wird beauftragt, nach erfolgter Förderzusage von mindestens 80 Prozent, das VGV-Verfahren für die Planersuche einzuleiten. Hierfür soll ein externer Rechtsbeistand beauftragt werden.“

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