Licht und Schatten am Tourismushimmel Schönau

Nach zwei Jahren wieder eine Jahresversammlung – Sorge um Nachwuchs und viele Initiativen – Bekenntnis zur Bob- und Rodelbahn

Nach einer durch die Einschränkungen der Coronapolitik verursachten zweijährigen Pause traf sich der Tourismusverein Schönau am Königsee am Mittwoch wieder zu einer Jahreshauptversammlung im Gasthof Unterstein. Die Vorsitzende Gabi Springl sprach von einer stabilen Mitgliederzahl mit 292 Vermietern, Gastronomen und Partnern. Sie sorge sich um die Weiterführung des Vereins, denn 2023 müsse fast der gesamte Vorstand neu gewählt werden. „Wir brauchen junge, engagierte Kräfte“, betont sie, räumt aber zugleich ein, „dass es schwer ist, diese im Ehrenamt zu finden“.

Schafft es der „Mythos Berg“ über krisenhafte Zeiten hinweg zu helfen? Auf dem Foto: Bürgermeister Hannes Rasp, Leiterin des Destinationsmanagements beim ZBB,Teresa Hallinger, Tourismusvorsitzende Gabi Springl und Leiter der Touristinfo Schönau-Königssee, Franz Punz. – Foto: Gerd Spranger

Mit einem Jahresumsatz von 7000 Euro bleiben die Finanzen überschaubar, und einem finanziellen Polster von 12.000 Euro plus jährlicher Einnahmen von 5500 Euro auch gesichert, führt die Kassiererin Christl Burgstaller aus. „Der Verein aber bleibt wichtig, sowohl in seiner Zuarbeit zum Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden (ZBB), als auch in der Entwicklung eigener Ideen und Projekte“, bekräftigt Springl. Die wichtigsten Aktionen stellte sie kurz vor, wie neue Gästemappen mit aktuellen Infoblättern, die Initiative klimafreundliche Gastgeber und ein neues Geschirr und Betthupferl von den Milchwerken Berchtesgadener Land, dass die Molkerei auf ihrer hauseigenen Webseite anbietet. Auch vom Zweckverband ZBB gibt es jetzt ein „Betthupferl“ und zwar nachhaltig und mit Traubenzucker.

„Das mächtigste Bergerlebnis“

Franz Punz, Leiter der Touristinfo der Gemeinde Schönau am Königssee, wählte einen dramatischen Einstieg für die angespannte touristische Entwicklung der letzten Jahre, nämlich den neuen 2,19 Minuten langen Imagefilm „Das mächtigste Bergerlebnis Deutschland“, der auf Youtube eingestellt ist. Er verinnerlichte damit zugleich für die 60 Besucher der Jahreshauptversammlung, für was man hier eigentlich stehe. Nämlich, so wie der Film es zeigt, für majestätische Naturgewalten mit Watzmann, Königssee und den Nationalpark, für Naturschauspiele wie den Wechsel der Jahreszeiten mit Nebel, Schnee und Sommerfeeling, für Brauchtum, Sport und ebenso für idyllische Ruhe und Kraftplätze. Ernüchternder hingegen waren die von ihm gelieferten Übernachtungszahlen der Jahre 2019 bis 2021. Bei den Gästen ist man von 207.000 auf 125.500 Gäste zurück gefallen und bei den Übernachtungen von 890.000 auf 626.500. Allerdings stehe man damit im oberbayernweiten Vergleich gut dar, nämlich hinter München und Garmisch auf dem dritten Platz. Auch entwickele sich die Aufenthaltsdauer der Gäste gut, sie ist von 4,3 Tagen auf fünf Tage angestiegen. Man hoffe darauf, dass die neuen Lockerungen der Corona-Maßnahmen die Lage insgesamt wieder entspanne, allerdings sei die Lage durch die Ukraine wiederum unsicher. „Die Gastgeber sind gut gebucht, doch es ist noch Luft nach oben“, bekräftigt Franz Punz.

Er erinnerte an Aktionen wie ‚Frühlingsgrüße‘ oder ‚Advent‘ über die sozialen Medien und freut sich darauf, wieder Veranstaltungen wie Standkonzerte, eine Badenacht, Kräuterwanderungen oder Heimatabende durchführen zu können. Gut zu nutzen sei auch der Rathaus-Veranstaltungssaal in dem es ab Frühjahr wöchentlich wieder viele Angebote für die Gesundheit und Unterhaltung gibt. Positiv entwickelten sich die Zugriffszahlen auf die Homepage ‚Königssee.de‘ mit über 400.000 Nutzern und 1,4 Millionen Seitenaufrufen.

Der Tourismus nahm viele Hürden

Bürgermeister Hannes Rasp erinnerte zunächst an die einschneidenden Umbrüche im regionalen Tourismus mit der Auflösung der BGLT-Tourismus und der Schaffung des Zweckverbandes Bergerlebnis Berchtesgaden. Dazu haben die Corona-Maßnahmen die Region hart getroffen und ebenso das Hochwasser mit dem Hotspot der Bob- und Rodelbahn. „Die Region und besonders wir in Schönau-Köngissee, haben einiges verkraften müssen“, konstatiert er „und die Situation bleibt mit dem Krieg in der Ukraine und stark steigenden Energiepreisen auch weiter angespannt. Die Entwicklung wird uns bei der Betreuung der Kinder in den Kindergärten und Schulen schnell fordern“, führt er aus.

Die Coronahilfen der Regierung sind bei den gewerblichen Vermietern zwar weitgehend angekommen, die Privatvermieter hingegen hatten das große Nachsehen und mussten hohe Verluste hinnehmen. Franz Punz von der Tourismusinfo betont: „die privaten Vermieter bleiben für uns in Schönau-Königssee eine wichtige Stütze im touristischen Geschäft.“ Genaue Zahlen dazu konnte der Zweckverband Berchtesgaben bis zum Redaktionsschluss noch nicht nennen. Ihm liegen die aufgeschlüsselten Daten vor. Der Bürgermeister sprach viele kommunale Themen an, die alle auch den Tourismus und die Infrastruktur vor Ort betreffen.

Bekenntnis zur Bob- und Rodelbahn

Ein klares Bekenntnis zur seit 52 Jahren bestehenden und gefeierten Bob- und Rodelbahn am Königssee gab Thomas Schwab ab, Sportdirektor des BSD. „Die langen Wege der Verwaltung über Jahre hinweg und die Notwendigkeit zumindest den Trainingsbetrieb schnell wieder aufnehmen zu können, sind eine echte Zerreißprobe. Etwa allein die Suche und Bestellung eines Generalunternehmers wird bis August dauern. Erst dann beginnt die Planungsphase eins und zwei und erst dann fange man mit einem geologischen Gutachten an. Bis man in die Phase drei und vier einsteigt und der erste Bagger steht dauert sicher bis zum Herbst 2023.“ Ja, er sei für eine sorgfältige, gründliche und sichere Planung und Gestaltung. Auch sei man in intensiven Gesprächen mit dem Bund Naturschutz. Doch die aktuelle Situation hat für Thomas Schwab noch eine ganz andere Seite: „Wenn wir die Kühlung einschalten, würde sie problemlos funktionieren. Hier wurde nichts zerstört. Ebenso die Elektrik ist bis zum Damenstart hinauf völlig intakt und von dort bis zum Ziel hinunter.“ Er drängt darum darauf den Trainingsbeginn möglichst frühzeitig wieder aufnehmen zu können. „Es hängen direkt 50 bis 70 Arbeitsplätze davon ab. Ebenso die Jugendförderung und langfristig auch die Wertschöpfung aus dem Wettkampf.“ Er wertet diese mit über 20 Millionen Euro. „16 Olympische Medaillien in Peking, davon sieben die auf unseren Bundesstützpunkt entfallen, sprechen für sich,“ endet sein Appell für einen schnellen Wiederaufbau der Lotto-Eisarena am Königssee. An einer deutlichen Kritik zu überschießenden Spekulationen über die Kosten für den kompletten Wiederaufbau konnte Thomas Schwab sich nicht zurück halten. „53,5 Millionen Euro sind angesetzt und im Wesentlichen ist der obere Startbereich betroffen. Wir sprechen nicht von einem kompletten Neubau, wie etwa in Korea, der 90 Millionen Euro kostete, bei veranschlagten 80 Millionen.“

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