Was soll werden aus dem „Bayerischen Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH“? Es verbannte den Zusatz „Kur-GmbH“ aus seinem Namen, legt aber Wert auf den Titel „Bayerisches Staatsbad“, stehe er doch für Qualität und Sicherheit. Wo anders aber ist die Tradition der privilegierten Bayerischen Staatsbäder begründet als in der Kur? Ein Gesundheitsurlaub für jedermann und jederfrau sollte möglich sein und dafür leisteten die Krankenkassen das Ihrige. Die Stadt, das Gewerbe, Pensionen und Hotels erlebten eine nie gekannte Blütezeit. Heute ringt Bad Reichenhall um die touristische Zukunft.
Das Image einer Kurstadt stört
Für den Geschäftsführer des „Bayerischen Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH“, der früher ganz einfach Kurdirektor hieß, Dirk Sasse, ist die Sache klar. Er wünscht sich den selbst zahlenden Gesundheits- und Urlaubsgast, der sich aus eigenen Mitteln Urlaub in der Alpenstadt leisten kann und mag. Da stört ihn das Image einer ‚Kurstadt‘, es passe nicht mehr zu Bad Reichenhall, äußerte er kürzlich gegenüber der Heimatzeitung. Der Verweis auf ein „Bayerisches Staatsbad“ hingegen vermittle etwas Glanz und Glorie und wurde im neu geschaffenen Namen des Unternehmens, in dem die Stadt Bad Reichenhall, die Gemeinde Bayerisch Gmain und der Freistaat Bayern vereint sind, beibehalten. Was aber wird werden aus der touristischen Zukunft von Bad Reichenhall?
Tophotels gibt es nicht

Das Image aber des Bayerischen Staatsbades Bad Reichenhall hat schon bessere Zeiten gesehen. Das einstige Grandhotel Axelmannstein dient heute für Flüchtende aus der Ukraine und ist in Teilen bereits baufällig. Das zweite Grandhotel der Stadt, das Hotel Luisenbad ist längst Geschichte, es wurde vor einigen Jahren abgerissen. Es gibt im Staatsbad zwar einige wenige 4-Sterne-Hotels, doch nur ein einziges mit den gewissen Extras, nämlich 4-Sterne-Plus. Und dieses Hotel ist in Bayerisch Gmain zu finden.
Internationales Flair fehlt
Gänzlich fehlen die großen Hotelketten, da muss man schon einige Kilometer weiter ins österreichische Salzburg reisen, sucht man internationales Flair und entsprechende Standards. Aber auch im nur 20 Kilometer entfernten Berchtesgaden ist man um Längen voraus. Das war früher einmal anders. In Berchtesgaden finden sich mit dem Kempinski-Hotel, dem Hotel Edelweiß und dem Berghotel Rehlegg (Ramsau) sehr gute 4-Sterne-Häuser und mit dem Kempinski sogar ein 5-Sterne-Hotel. Zudem ist man organisatorisch mit dem „Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden“ touristisch gut aufgestellt und ist Drehort einiger populärer TV-Produktionen.
Staatsbad nicht bei Außenwerbung aktiv

Bad Reichenhall erlebte 2020/2021, inmitten der Corona-Pandemie, zudem einen „Touristischen Supergau“, wie es eine regionale Zeitung bezeichnete. Die gemeinsame Vermarktung mit Berchtesgaden über die BGLT (Berchtesgadener Land Tourismus GmbH) wurde vom südlichen Landkreis aufgekündigt. Bad Reichenhall muss sich ab 2021 selbst vermarkten. Die „Bayerische Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH“ ist dafür jedenfalls nicht zuständig, stellt deren Geschäftsführer Dirk Sasse klar. Indessen: Bad Reichenhall ringt um seine touristische Zukunft.
Gibt es ein Tourismuskonzept?
Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung nimmt den „Touristischen Supergau“ gelassen und kommentierte ihn 2021 mit den Worten: „Ich bin davon überzeugt, dass die „Bad Reichenhall Tourismus und Stadtmarketing GmbH“ unter der bewährten Leitung von Dr. Brigitte Schlögl, die Stadt und ihre Aktivitäten sehr gut alleine vermarkten kann.“ Dr. Brigitte Schlögl aber leitet die Organisation seit einem Jahr nicht mehr und die BGLT ist ebenfalls Geschichte. Was wird werden aus dem Tourismus in Bad Reichenhall?
Neuer Name neues Glück?
Gemäß dem Motto: „Neuer Name ist neues Glück“, übt man sich in der Alpenstadt im Zweckoptimismus. Gut ins Bild passt dabei aktuell der Abriss des einstigen Alpenhotels Fuchs im Ortsteil Nonn. 20 Jahre lang suchte die Stadt mit mehreren Investoren eine Lösung für das Objekt in bester Lage; vergeblich. Auf die Frage, wie man denn die Alpenstadt jetzt vermarkten könne blieb Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung die Antwort zunächst schuldig. Man wolle eine Strukturuntersuchung und Standortbestimmung für den Tourismus und das Stadtmarketing in Auftrag geben, versprach er 2021. Letztlich wird es auch eine Budgetfrage sein, ob sich Bad Reichenhall auf einem heiß umkämpften Gesundheitsmarkt behaupten wird können.
Staatsbad ist Verwalter und Unternehmer
Eine Zusammenlegung von Stadtmarketing, touristische Vermarktung und die Kur-GmbH war ebenfalls im Gespräch, was letztlich aber verworfen wurde. Die einstige Kur-GmbH, mit Dirk Sasse als Geschäftsführer der neuen „Bayerischen Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH“ (BRBG), trägt bereits die wirtschaftliche, strategische und personelle Gesamtverantwortung für den Betrieb und für über 200 Mitarbeiter. Die BRBG ist Verwalter von zahlreichen Liegenschaften, Pächter vieler Einrichtungen und Betreiber der Rupertustherme. Sie sorgt für Unterhalt, Pflege und Organisation etwa des Kurparks mit dem Königlichen Kurhaus und dem Kurgastzentrum als Event- und Veranstaltungszentrum, von Freizeit- und Parkflächen bis hin zum Wohnmobilstellplatz nebst eigenem Betriebshof und Kurgärtnerei.
Stadt ist auf der Suche
Der Leiter der Finanzverwaltung im Rathaus, Hans-Werner Zauner, übernahm im Juni 2022 interimistisch die Nachfolge von Dr. Brigitte Schlögl. Aktuell wird über die Personalberatung „Rehrl & Partner“ eine „Geschäftsführung Tourismus und Stadtmarketing“ gesucht. Bis September soll der Prozess abgeschlossen sein. „Einige Vorgespräche werden bereits getätigt“, informiert Hans-Werner Zauner. Um die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen, ließ sich die Stadt Bad Reichenhall von Experten beraten. Auch ein Budget für die Jahre 2022 und 2023 läge bereits vor und soll im Stadtrat entschieden werden. Nähere Angaben dazu aber wolle Hans-Werner Zauner noch nicht machen. Bad Reichenhall ringt weiter um seine touristische Zukunft.
Wie wird und kann sich Bad Reichenhall positionieren?
Die Kooperation mit Veranstaltern, Unternehmen und Vereinen entwickelte sich 2022 trotz der Corona-Einschränkungen gut, ebenso die Konzipierung und Durchführung von Events. Als Beispiele nannte Hans-Werner Zauner Italienische Wochen, die Philharmonische Klangwolke, den anspruchsvollen Laufevent „Alpenstadt City&Trail“ und den Christkindlmarkt. „Die Zielrichtung dabei ist zwar vor allem das Stadtmarketing, doch auch darüber hinaus strahlen solche Veranstaltungen aus“, so der Citymanager und Leiter der Finanzverwaltung. Es bleibt abzuwarten, wann Bad Reichenhall wieder das große Ziel, die dauerhafte Positionierung der Destination im deutschsprachigen Raum, weiterverfolgen kann und welches Budget und Konzept dafür bereit stehen werden.
Das Alpenhotel Fuchs in Bad Reichenhall, oberhalb der Nonner Kirche, wurde 1900 erbaut und war damals das erste Haus in Bad Reichenhall mit einer weit bis ins Tal sichtbaren Firstbeleuchtung. Es ist jetzt zum Abriss freigegeben. Die letzten Jahre bot es ein trauriges Bild und ist gänzlich zu einer Ruine verkommen. Ungewiss ist indessen, wo die touristische Zukunft von Bad Reichenhall liegen wird. Ein neuer Geschäftsführer für Tourismus und Stadtmarketing wird erst im Herbst seine Arbeit aufnehmen und er wird sich bewähren müssen.
Zur Zeit bereiten wir einen Urlaub in Bad Reichenhall vor. In den sozialen Medien finde ich nichts was mich dazu verlocken würde. Fast scheint, als seien diese Medien für die im Tourismus zuständigen Stellen heute noch Neuland. Schade, andere Tourismusorte könnten da Vorbild sein. Es wundert daher eher nicht, daß die Corona Informationen für Bayern, trotz Verweis auf BGL, nicht aktuell sind.