Der Wandel gehört zum Geschäft

Das Autohaus Bachfrieder reagiert auf die neuesten Vertriebspläne von BMW

(gsp) Schlechte Nachrichten für die Autohändler in Deutschland. Mit dem „Verbrenner-Aus“ bringt die Umstellung auf E-Autos auch bei den Service-Wartungen einen zu erwartenden Rückgang an Aufträgen und Umsatz mit sich. Kürzlich hat sich BMW-Vertriebsvorstand Pieta Nota in einem Interview mit der „Automobilwoche“ zu einer Neuausrichtung des Vertriebs geäußert. Sie wollen die Autos in Deutschland ab dem Jahr 2026 selbst verkaufen. Für Modelle der Marke „Mini“ soll dieses Vertriebskonzept bereits ab Sommer 2024 greifen. Auch andere Marken wie VW und Audi ziehen mit. „Bei Mercedes ist dies bereits seit 30 Jahren gelebte Praxis“, so Deutschlands Autopapst Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg.Es bezeichnet den klassischen Vertragshändler als ein Auslaufmodell.

Seit 1967 BMW-Vertragspartner

Die Redaktion hat sich mit dem Autohaus Bachfrieder (GmbH & Co.KG) in Piding unterhalten, das bereits in der fünften Generation geführt, seit 1967 BMW-Vertragspartner ist und aktuell 69 Mitarbeiter beschäftigt. Die Geschäfte leiten heute Helmut und Christian Gumpinger. Wie gravierend sind die Umwälzungen und wie sehr trifft es den Traditionsbetrieb, fragt die Redaktion nach.

„Der Wandel gehört zum Geschäft und steht auch für unser Autohaus“, bekräftigen die Unternehmer Gumpinger und spielen damit auf die lange Entwicklung des Autohauses an. „Wir kennen es die letzten 15 Jahre nicht anders. Übrigens greift das Modell, dass der Kunde direkt beim Werk bestellt, bei den E-Autos bereits seit 2017.“ Auch hier gestaltet das Autohaus Bachfrieder den Wandel mit und investierte bei der Umstellung viel in den neuen Geschäftsbereich. Einen wirtschaftlichen Einbruch fürchten sie bei der Umstellung des Vertriebs von BMW und Mini nicht.

Das Herz von Helmut Gumpinger (l.) und Christian Gumpinger (r.) schlägt für BMW. Fotos: Gerd Spranger

„Es wird sich eine Lösung finden wie etwa ein Provisions-Modell, doch Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Der Verband der BMW-Vertragshändler ist im Gespräch mit der Konzernleitung und der Rahmen wird abgesteckt.“ Helmut und Christian Gumpinger sind zuversichtlich und argumentieren ebenso mit der breiten Aufstellung des Autohauses Bachfrieder. „Wir sind Vertragspartner von Mercedes und Unimog bei den Nutzfahrzeugen (Transporter bis LKW), Vertriebspartner der BMW-Motorräder und vor allem unser Service mit der Werkstatt sind unsere große Stärke.“

eMountainbikes der Premiummarke Haibike

Die Unternehmer Gumpinger möchten die Entwicklung aber nicht einfach abwarten. In der 2008 eigens gebauten Ausstellungshalle für Mini stehen seit Februar E-Bikes der Marke Haibike, ein in Schweinfurt ansässiger Hersteller. Bachfrieder spezialisiert sich dabei auf eMountainbikes. Einerseits sollen die Arbeitsplätze erhalten bleiben, zu denen auch 19 Ausbildungsplätze zählen, anderseits ist die E-Bike-Technik für gelernte Mechatroniker nur eine kleinere Herausforderung, sie haben dazu umfangreiche Schulungen absolviert. Auch hier wird ein Premium-Segment bedient, mit Preisen zwischen 2.700 und 10.000 Euro.

Wie stark der Wandel die nächsten Jahre fortschreitet und welche Änderungen er sowohl für das Unternehmen, wie auch für unsere Gesellschaft mit sich bringt, ist schwer abzuschätzen. Bei der Marke Mini bewegt sich der Anteil an E-Autos bei Bachfrieder aktuell bei rund 33 Prozent, bei BMW sind es 15 Prozent, reine Elektrofahrzeuge, „BEV“, ohne Plugin-Hybrid „PHEV“, so Helmut und Christian Gumpinger. Die Infrastruktur für Ladesäulen sei ihrer Meinung nach nicht das große Problem, es werde aber die Energieversorgung insgesamt sein, insbesondere die Speicherung der volatilen Erzeugung.

Reichweite bis zu 620 Kilometer

BMW steht bei der Entwicklung seiner E-Autos bereits in der fünften Generation. Die Reichweite betrage je nach Modell bei guten Bedingungen zwischen 400 und 620 Kilometer. „Wenige Autofahrer legen täglich mehr als 100 Kilometer zurück. Das Kriterium Reichweite wird darum überschätzt,“ sind sie sich einig „und für Kleinwagen ist diese Entwicklung optimal“, ergänzen die Unternehmer.

Mit einem Einstiegspreis von über 55.000 Euro (BMW iX1) baut der bayerische Autohersteller, der aktuell nicht nur in Bayern viel investiert, sondern auch in den USA, China, Mexiko und Ungarn seine Produktion ausbaut, seine Premiummarke weiter aus. Ein eMini ist immerhin ab knapp 40.000 Euro zu haben. VW stellte jetzt einen Prototyp des geplanten „ID.2all“ vor, mit einem Preis von unter 25.000 Euro. Er soll 2025 auf den Markt kommen. BMW lässt bislang ähnliche Initiativen vermissen.

Christian Gumpinger (l.) und Helmut Gumpinger (r.) freuen sich über den neuen Geschäftszweig Haibike beim Autohaus Bachfrieder.

Wird mit dem Wegfall günstiger Kleinwagen der „Traum vom eigenen Auto“ damit für viele Menschen zu einer Illusion? Helmut und Christian Gumpinger verneinen. „Es gibt günstigere Einstiegsmodelle von anderen Anbietern und sich als junger Mensch den Traum von eigenem Auto zu verwirklichen, war auch bisher ein nicht immer leichtes Unterfangen.“

Bei der Politik sehen sie Handlungsbedarf. Im regionalen Engagement, vom Gemeinderat bis hin zum Kreistag, „bringen sich Menschen neben ihrer Arbeit ein, um politisch etwas zu erreichen. Das verdient alle Anerkennung.“ Anders sei es in der großen Politik in Berlin. „Den Volksvertretern fehlt hier mitunter die berufliche Praxis und damit der direkte Bezug zur arbeitenden Bevölkerung. Vor allem der – trotz gegenteiliger Absichtserklärungen – immer weiter wachsende bürokratische Aufwand hemmt Innovation und Wachstum“, sind sie sich sicher. Zudem „bindet eine ausufernde Verwaltung zu viele Arbeitskräfte, die am freien Markt fehlen, wie beim aktuellen Mangel an Fachkräften immer deutlicher wird.“

Der Kunde bleibt bei Bachfrieder

Zum Schluss bekräftigen sie noch einmal ihre Unternehmensphilosophie. „Unsere Kunden sind „Bachfrieder-Kunden“ und schätzen das breite Angebot unseres Unternehmens. Von den Nutzfahrzeugen hin zu den Markenfahrzeugen und den Service. Unsere neue E-Bike-Linie fügt sich hier gut ein.“

Angesprochen auf die aktuelle BMW-Werbung, die einen BMW X5 M für 158.700 Euro mit 625 PS und einer Beschleunigung von 3,9 Sekunden auf 100 km/h in den Vordergrund stellt, verweisen sie auf die internationalen Märkte der BMW Group. „Es ist ein spezielles Auto für spezielle Kunden und nur bedingt auf den deutschen Markt ausgelegt. Solche Modelle zeigen aber was möglich ist, und in ihnen sind die neuesten Techniken implementiert, von denen die nächsten Jahre auch andere Modell profitieren werden. Die Group setzt zudem laut BMW-Chef Oliver Zipse auf eine Strategie der Technologieoffenheit.

BMW-Bachfrieder im Überblick:

Händler und Vertragswerkstatt für

  • BMW: klassische Verbrenner und BMW i Elektrofahrzeuge
  • BMW-Motorräder
  • (BMW-) MINI Vertragshändler
  • Nutzfahrzeuge (Mercedes und Unimog-Service, Transporter bis zum Truck)
  • eMountainbikes und Trekking-eBikes von Haibike
  • Arbeitgeber von 69 Beschäftigten
  • 19 Auszubildende in fünf Berufe

Reportage: Gerd Spranger

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s