Belastet der Verkehr Berchtesgaden?

Was wird werden aus Berchtesgaden? Die Gemeinde macht sich darüber offenbar Gedanken, denn sie gab ein integriertes Stadtentwicklungskonzept in Auftrag. Der vom Tourismus geprägte Ort soll eine Aufwertung erfahren und engagierte dafür die Münchner Stadtplanerin Martina Schneider. Die Frage stellt sich: Belastet der Verkehr Berchtesgaden mehr als nötig?

Belastet der Verkehr Berchtesgaden? Von dieser Annahme geht eine vom Markt beauftragte Stadtplanerin aus.
Der „Berchtesgadener Anzeiger“ führte mit Martine Schneider bereits im November 22 ein Interview

In einer ersten Vorstellung macht die Planerin gegenüber der Heimatzeitung in einer pauschalen, verklausulierten Sprache ihren Ansatz deutlich. Es solle etwa „die Frage nach der Fläche im Straßenraum – und hier vor allem im Ortszentrum – im Vordergrund stehen.“ Sie fragt: „Wo fahren Autos und wo parken sie?“ Etwas später fügt sie hinzu, dass „allen Verkehrsteilnehmern ein sicherer Aufenthalt im Straßenraum ermöglicht werden soll, im Fokus stehen dabei die schwächeren Verkehrsteilnehmer (Anmerkung: also die Fußgänger).“ Sie unterstellt damit indirekt, eine Belastung des Marktes durch den Verkehr.

Berchtesgaden: Verkehrsbelastung Innenstadt

Mit der ‚Problematik Verkehr‘ greift sie ein in allen Orten präsentes Thema auf. Handlungsbedarf sieht sie dabei offenbar bei dem fußläufigen Verkehr und das verwundert doch ein wenig. Wer Berchtesgaden kennt, weiß um die zwei Engstellen im Zentrum, wo neben der Straße nur schmale Gehwege – die aber beidseits vorhanden – den Fußgängern vorbehalten sind. Sonst aber herrscht weder am Franziskanerplatz noch im Bereich des Kongresshauses Berchtesgaden (Kurhaus) Enge, und schon gar nicht in der weitläufigen Fußgängerzone.

Weiträumige Umfahrung bereits realisiert

Wer Berchtesgaden kennt, weiß auch um die Verlegung des Verkehrs. Bereits am Kreisverkehr zwischen Stanggass und Bischofswiesen wird der Verkehr über die Silbergstraße, vorbei an der Insula, um das Zentrum herum geleitet, um dann in der Engedey erneut über einen großen Kreisel in Richtung Bahnhof geführt zu werden. Für beide Maßnahmen investierte das Staatliche Straßenbauamt Traunstein viel Geld.

Auf Tempo 30 beschränkt

Das Haus der Berge und der Kulturhof Stanggass befinden sich ebenfalls außerhalb des Zentrums und bieten genügend Parkraum an, so dass der Markt ebenfalls entlastet ist. Vom Kreisverkehr beim Haus der Berge ab ist der fließende Verkehr auf Tempo 30 beschränkt, was ebenfalls eine deutliche Entlastung mit sich bringt. Und dennoch stellt sich die Frage, belastet der Verkehr Berchtesgaden? Was wäre die Alternative dazu?

Zentrale Tiefgarage im Markt Berchtesgaden

Ein weiteres großes Plus von Berchtesgaden ist die große im Zentrum gelegene Tiefgarage am AlpenCongress (Kurhaus). Damit entfällt etwa der Suchverkehr nach Parkplätzen im Markt. Was soll nun die Alternative sein, unterstellt man , dass Berchtesgaden vom Verkehr zu stark belastet ist. Soll die Innenstadt etwa ganz für den Durchgangs-Verkehr gesperrt sein? Wer keine Dauerkarte besitzt, kann die Schranke nicht passieren oder löst hier gleich ein Parkticket für die Tiefgarage. Ja, das würde den Verkehr in Berchtesgaden wirklich reduzieren. Der Handel wird sich herzlich bedanken.

Anreise nur noch mit der Bahn?

Ist es aber wirklich nötig, den Verkehr weiter zu reduzieren? Ist es zu viel verlangt, dass Fußgänger an den zwei Engstellen in der Innenstadt etwas Vorsicht walten lassen, steht ihnen doch sonst der Markt in weiten Flächen exklusiv zur Verfügung. Oder ist es eher ein ideologisches Ansinnen, dem Verkehr endgültig den Garaus zu machen? Was wäre die Alternative? Mit der Bahn anzureisen um dann vom Bahnhof aus in 15 Minuten den Markt zu erreichen? Ist das die Zukunftsversion für Berchtesgaden? Es bleibt abzuwarten, was die Stadtplanerin an Ideen präsentieren wird.

Auch in Bad Reichenhall wird um die Zukunft gerungen:
https://meinreichenhall.wordpress.com/2023/01/17/bad-reichenhall-ringt-um-die-touristische-zukunft/

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